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24. Sep 2025

Software-Engineering für Quereinsteiger:innen

Und warum es mehr als Informatik ist

Du kommst aus Elektrotechnik, Mathematik, Physik oder Maschinenbau und willst nach dem Studium als Software-Engineer:in einsteigen? Hier erfährst du, worauf es wirklich ankommt, was dich bei uns erwartet und wie du dich gezielt vorbereiten kannst.

Ich beginne gerne mit einem Zitat von Prof. Stefan Richter, Studiengangleiter Informatik an der Fachhochschule OST: «Während die Informatik ursprünglich die Wissenschaft der automatisierten Informationsverarbeitung ist, also stark vereinfacht die Wissenschaft effizienter Algorithmen und Datenstrukturen, geht es beim Software-Engineering um die Konkrete Implementierung komplexer Softwaresysteme. Das ist in etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Physik und Maschinenbau.»

Für wen ist dieser Beitrag gedacht

Für Studierende und Absolvent:innen, die als Software-Engineer:in arbeiten möchten – insbesondere aus Elektrotechnik, Mathematik, Physik oder Maschinenbau. Viele von euch interessieren sich für unser Cross-Company-Programm . Hier erfährst du, was wir unter moderner Software-Entwicklung verstehen und wie der Quereinstieg gelingt.

Was dich als Software-Engineer bei uns erwartet

Entwicklungspraxis

  • Objektorientierte, funktionale und prozedurale Programmierung – situationsgerecht eingesetzt
  • Nutzung moderner Programmierkonzepte und Design Patterns
  • Arbeiten mit 3rd-Party-Komponenten und Frameworks (z. B. Unit Testing, Dependency Injection, GUI- und Kommunikationsframeworks, OR-Mapper)

Methoden und Prozesse

  • Agil (Scrum/Kanban), Wasserfall, V-Modell – das passende Vorgehen für den Kontext
  • Requirements Engineering, Qualitätssicherung, Risikomanagement als Teil der täglichen Arbeit

Tooling und Delivery

  • Versionskontrolle (Git), Continuous Integration, Test- und Build-Automatisierung
  • DevOps-Grundlagen und Deployment-Pipelines

Effizienter Einsatz von KI-Tools im Software Engineering

Wichtig: Für den Einstieg in unser Cross-Company-Programm musst du das nicht alles perfekt beherrschen. Aber die Begriffe sollten dir geläufig sein, und du solltest die wichtigsten Grundlagen nachvollziehen können.

 

Wie du dich während des Studiums vorbereiten kannst

Software-Engineering-Grundlagen verstehen

  • Lies ein Einführungsbuch oder mache einen (online-)Kurs zu Software Engineering: Es geht um weit mehr als «nur» Programmierung.
  • Mache dich mit Projektmanagement, Requirements Engineering, Risiko- und Qualitätsmanagement sowie Testing und Betrieb vertraut.
  • Übe Kommunikation: Klare, strukturierte Kommunikation ist für Software-Engineering zentral.

Objektorientierung und Designkonzepte vertiefen

  • Lies «Head First Design Patterns» oder ähnliche Einführungen.
  • Verstehe Design Patterns und SOLID Principles und setze sie in Projektarbeiten bewusst ein.
  • Studiere Code von Frameworks sowie Architekturen erfahrener Entwickler:innen.

KI sinnvoll nutzen

  • Lass dir kleine Projekte generieren, lies und verstehe Code und Architektur – und nutze KI-Erklärungen kritisch zur Reflexion.

Feedback einholen

  • Suche dir für deine Studienprojekte Co-Betreuende oder Mentor:innen mit Software-Expertise.
  • Hol dir regelmässig Code-Reviews und Architektur-Feedback.
  • Hinweis: Betreuende aus Elektrotechik, Maschinenbau und Co. decken die nötige Software-Kompetenz oft nicht ab.

Eigene Projekte umsetzen

  • Starte kleine, reale Projekte (z. B. ein Tool, das du selbst brauchst).
  • Bringe sie bis zur Nutzung: Tests, Dokumentation, Deployment – auch das gehört dazu.

 

Werden wir durch AI ersetzt?

Kurz: Nein. Aber ein:e Software-Engineer ohne AI-Skills wird durch eine:n Software-Engineer mit AI-Skills ersetzt. AI automatisiert Teile der Implementierung und beschleunigt Entwurfsschritte – darum verschiebt sich der Fokus der Arbeit.

Bisher lag der Schwerpunkt tendenziell auf:

  • Architektur
  • Design
  • Programmierung

Neu verschiebt sich der Schwerpunkt zu:

  • Analyse
  • Prozessverständnis
  • Requirements Engineering
  • Security und rechtl. Aspekte
  • Reviews, Testing, Qualitätskontrolle
  • Betrieb

Warum diese Verschiebung?

  • AI generiert Code und Entwürfe schneller, daher wird saubere Problemdefinition wichtiger als Tippen.
  • Qualität, Sicherheit und Compliance müssen stärker abgesichert werden, weil AI auch Fehler und Halluzinationen produzieren kann.
  • Der laufende Betrieb (Observability, Kosten, Updates, Daten- und Modell-Drift) wird relevanter – besonders bei Systemen mit AI-Komponenten.

Welche AI-Skills solltest du dir aneignen?

  • Produktiv mit AI-Codetools arbeiten (z. B. Copilot, Cline, Claude Code) – inklusive sinnvollem Review.
  • Solides Prompting: Ziel, Kontext, Constraints, Beispiele, Iteration – und Ergebnisse kritisch prüfen.
  • Code- und Architektur-Reviews mit AI unterstützen lassen (Diff-Erklärung, Refactoring-Vorschläge) – aber immer menschlich gegenlesen.
  • Tests mit AI vorbereiten: Testfälle, Property-based Tests, Randfälle; Testabdeckung messen und Lücken schliessen.
  • Dokumentation mit AI vorstrukturieren, anschliessend präzise nachbearbeiten.
  • Grenzen und Risiken kennen: Halluzinationen, Bias, Datenschutz, IP/Lizenzen, Geheimhaltung.
  • Einfache AI-Integration umsetzen: LLM-APIs, Prompt-Templates, Guardrails, RAG-Grundlagen und Evaluations-Frameworks.
  • Team-Standards definieren: Wann AI nutzen, wie reviewen, welche Daten dürfen verwendet werden.

 

Bücher-Empfehlungen

StackOverflow und ChatGPT reichen nicht. Es lohnt sich, ein Thema intensiv und strukturiert zu lernen. Dazu sind immer noch Bücher oder Kurse empfohlen, da sie kuratierte Inhalte mit einem Lernkonzept und einem roten Faden bieten. Ich empfehle folgende Bücher wärmstens:

Clean Code - Refactoring, Patterns, Testen und Techniken für sauberen Code 

von Robert C. Martin

  • ein absolutes Muss für alle Software Engineers
  • beschreibt anschaulich, wie gute, wartbare und fehlerfreie Software aussieht
  • bringt zwischen den Zeilen auch viel SW Engineering Know-how

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Head First - Design Patterns

von Eric Freeman, Elisabeth Robson, Bert Bates, Kathy Sierra

  • einfach zu lesen, aber spezielles Lernkonzept
  • mit guter Einführung in OO und UML

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Domain-Driven Design

von Eric J. Evans

  • starke Designmethode
  • viel Hintergrundinfos zwischen den Zeilen
  • gute Beispiele

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Clean Architecture - A Craftsman's Guide to Software Structure and Design

von Robert C. Martin

  • sehr gut strukturiert, sehr angenehm zum Lesen
  • erklärt, was Software Architektur eigentlich ist
  • fasst viele wichtige Prinzipien (Programmierparadigmen, SOLID-Prinzipien, Boundaries und Schichten, Integration von Testing in Architektur, etc.) anschaulich zusammen

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Für das Thema Software-Engineering habe ich leider noch keinen «Knüller» gefunden. Hier wäre ich auch sehr dankbar um Hinweise und Empfehlungen. Folgende Bücher und Links sind mindestens teilweise empfehlenswert:

Mein Kollege Christian Ewald hat mir folgende Bücher und Links empfohlen:

 

Der beste Einstieg in die Praxis ist unser Cross-Company-Programm für Junior Software-Engineer. Melde dich bei uns, wenn du interessiert bist – wir unterstützen dich beim Übergang vom Studium in die professionelle Software-Entwicklung.


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